Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in NRW
Die Arbeitsgemeinschaft Studierendenwerke NRW hat eine Regionalauswertung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage der Studierenden in Nordrhein-Westfalen erstellt, die auf der Grundlage der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entstanden ist. Im Mittelpunkt dieses Berichts stehen somit die Ergebnisse der Studierenden, die im Zuständigkeitsbereich der zwölf NRW-Studierendenwerke an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen studieren.
Allgemeines
Nordrhein-Westfalen ist das Land mit den meisten Studierenden
Im Zuständigkeitsbereich der Studierendenwerke Nordrhein-Westfalens waren im Wintersemester 2015/2016 mehr als 684.000 Studierende immatrikuliert. Davon waren acht Prozent Bildungsausländer(innen), also ausländische Studierende, die in der Regel für das Studium aus ihrem Heimatland nach NRW gekommen sind.
Überdurchschnittlich hohes Alter
Studierende in NRW sind mit durchschnittlich 25,3 Jahren mehr als ein halbes Jahr älter als Studierende im deutschen Durchschnitt (24,7 Jahre).
Unterdurchschnittliche Quote international mobiler Studierender
Mit 13 Prozent ist die Mobilitätsquote in NRW geringer als im deutschen Durchschnitt (16 %). Bei den durchgeführten Auslandsaufenthalten der nordrhein- westfälischen Studierenden handelt es sich überdurchschnittlich häufig um einen verpflichtenden Bestandteil des Studiums. Gleichzeitig geben Studierende, die bereits im Rahmen ihres Studiums im Ausland waren, seltener als im Bundesdurchschnitt an, dass ihnen die im Ausland erbrachten Studienleistungen an der Heimathochschule in Form von Leistungspunkten angerechnet wurden.
Studium – berufsbegleitend und in Teilzeit
Die Studierenden in NRW studieren zu vier Prozent berufsbegleitend und damit doppelt so häufig wie im Bundesdurchschnitt. Darüber hinaus sind sie – ebenfalls mit vier Prozent – gegenüber dem deutschen Durchschnitt doppelt so häufig Studierende eines Teilzeit-Studiengangs.
Studierende mit Kind
Insgesamt haben sechs Prozent der Studierenden in Nordrhein-Westfalen (ein) Kind(er). Der Anteil von Studentinnen mit Kind(ern) ist etwas größer als der Anteil von Studenten mit Kind(ern) (weibl.: 7 % vs. männl.: 5 %). Studierende mit Kind(ern) sind durchschnittlich 36,6 Jahre alt und damit mehr als elf Jahre älter als alle Studierenden im Landesdurchschnitt (25,3 Jahre).
Wirtschaftliches
Vergleichsweise hohe Einnahmen der NRW-Studierenden
Studierenden, die alleine wohnen und wirtschaften, stehen durchschnittlich 944 Euro pro Monat durch Elternleistungen, eigenen Verdienst, BAföG, Hilfestellungen von Verwandten oder Bekannten, Ersparnisse sowie Stipendien oder (Studien-/ Bildungs-)Kredite zur Verfügung. Damit ist die nominale Einnahmenhöhe etwas größer als im deutschen Durchschnitt (918 €). Dieser Befund lässt sich einerseits durch das überdurchschnittlich hohe Alter erklären, mit dem auch höhere Einnahmen durch eigenen Verdienst einhergehen. Darüber hinaus haben Studierende insbesondere in Großstädten (z. B. Köln, Düsseldorf, Dortmund, eingeschränkt auch Essen) vergleichsweise hohe Lebenshaltungskosten.
Hohe Erwerbstätigenquote und hoher zeitlicher Aufwand für Erwerbstätigkeit
72 Prozent der Studierenden sind neben dem Studium erwerbstätig. Damit ist die Erwerbstätigenquote der Studierenden in Nordrhein-Westfalen etwas größer als im deutschen Durchschnitt (Dtl. 69 %). Im Vergleich zu 2006 (70 %), 2009 (71 %) und 2012 (70 %) ist die Erwerbstätigenquote geringfügig angestiegen.Der durchschnittliche Zeitaufwand der Präsenz-Studierenden im Vollzeitstudium für (eine)bezahlte Tätigkeit(en) beträgt neun Stunden pro Woche. Die meisten erwerbstätigen Studierenden wollen sich durch die Arbeit etwas mehr leisten können (72 %) und unabhängig von den Eltern sein (64 %). Darüber hinaus arbeiten sie häufig, weil es für ihren Lebensunterhalt notwendig ist (63 %) oder weil sie praktische Erfahrungen sammeln wollen (54 %). Die Mehrheit der erwerbstätigen Studierenden jobbt, zum Beispiel als Babysitter oder in einer Fabrik, einem Büro oder einer Kneipe (54 %). Gut jeder dritte erwerbstätige Studierende ist als studentische oder wissenschaftliche Hilfskraft tätig (35 %). Jobben und Hilfskrafttätigkeiten sind somit die häufigsten Tätigkeitsarten.
Förderung nach dem BAföG
17 Prozent der Studierenden beziehen BAföG, weitere drei Prozent geben an, dass über ihren BAföG-Antrag noch nicht final entschieden wurde. 79 Prozent der Empfänger(innen) geben an, dass sie ohne die BAföG-Förderung nicht studieren könnten, 68 Prozent geben an, dass ihnen die BAföG-Bezüge eine sichere Planungsperspektive geben. Zu den vorangegangenen Berichtszeitpunkten (2006, 2009, 2012) wurden jeweils 22 Prozent der Studierenden nach dem BAföG unterstützt. Demnach ist die BAföG-Quote innerhalb der letzten vier Jahre um fünf Prozentpunkte gesunken.
Mensanutzung: Ein Viertel der Studierenden sind Stammgäste
26 Prozent der Studierenden essen mindestens drei Mittagsmahlzeiten pro Woche in einer Mensa und werden deshalb als „Stammgäste“ bezeichnet. Besonders zufrieden sind die nordrhein-
westfälischen Studierenden mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis in den Mensen (66 %). Mit den Auswahl- und Kombinationsmöglichkeiten des Angebots sind 45 Prozent der Studierenden (sehr) zufrieden. 40 Prozent zeigen sich mit dem Geschmack des Essens (sehr) zufrieden. Jeweils etwa ein Drittel der Studierenden ist mit der Präsentation und Darbietung des Essenangebots (34 %) sowie der Atmosphäre und Raumgestaltung der Mensen (32 %) (sehr) zufrieden. Die Ernährungsqualität und der Gesundheitswert des Essens werden von 28 Prozent der Studierenden als positiv gewertet.Die Mehrheit der Studierenden, die maximal zwei Mittagsmahlzeiten pro Woche in einer Mensa einnehmen, gibt an, lieber selbst zu kochen (57 %) oder das essen selbst zur Hochschule mitzubringen (53 %).
Mieten als größte Ausgabenposten
Mit durchschnittlich 333 Euro pro Monat stellen die Kosten für Miete den größten Ausgabenposten der Studierenden in NRW dar. Auch für Ernährung entstehen mit durchschnittlich 165 Euro pro Monat vergleichsweise hohe Kosten für die Studierenden. Studierende, die in einem Wohnheim der nordrhein-westfälischen Studierendenwerke wohnen, geben häufig an, ihre Wohnform wegen der Nähe zur Hochschule (84 %), der günstigen Miete (77 %), der guten Verkehrsanbindung (62 %) sowie der angemessenen Größe des Wohnraums (52 %) gewählt zu haben. Jede(r) Zehnte lebt in ein einem Studierendenwohnheim.
Soziales
Viele Bildungsaufsteiger(innen) unter den Studierenden
In NRW stammen überdurchschnittlich viele Studierende aus Familien, in denen maximal ein Elternteil höchstens einen nicht-akademischen Berufsabschluss hat (15 %) oder beide Eltern einen nicht-akademischen Berufsabschluss haben (38 %). Damit ist der Anteil Studierender aus einem nicht-akademischen Elternhaus in NRW (insg. 52 %) größer als im deutschen Durchschnitt (insg. 48 %).
Studierende mit Migrationshintergrund
Knapp ein Viertel der Studierenden (24 %) hat einen Migrationshintergrund. Acht Prozent der Studierenden in NRW wurden in einem anderen Staat als Deutschland geboren
Jede(r) Vierte gesundheitlich beeinträchtigt
13 Prozent der Studierenden haben eine gesundheitliche Beeinträchtigung oder chronische Erkrankung ohne Studienerschwernis, weitere elf Prozent geben eine Gesundheitsbeeinträchtigung
an, die sich studienerschwerend auswirkt. Mehr als die Hälfte (54 %) der beeinträchtigten Studierenden gibt (unter anderem) eine psychische Erkrankung als Beeinträchtigung an.
Beratungsbedarf
Jeweils jeder Dritte hatte in den letzten zwölf Monaten Beratungsbedarf zu studienbezogenen oder persönlichen Themen, jede(r) Fünfte zu finanzierungsbezogenen Themen. Jeweils grob die Hälfte der
Studierenden mit Beratungsbedarf zu diesen Themenfeldern hat auch ein Beratungsangebot in Anspruch genommen. Der Beratungsbedarf der nordrhein-westfälischen Studierenden weicht nur geringfügig vom Bundesdurchschnitt ab: Dies trifft sowohl auf den Bedarf insgesamt (NRW: 63 % vs. Dtl.: 61 %) als auch auf finanzierungsbezogene (NRW: 21 % vs. Dtl.: 20 %), studienbezogene (NRW: 33 % vs. Dtl.: 32 %) und persönliche (NRW: 33 % vs. Dtl.: 33 %) Themen zu. Auch in Hinblick auf einzelne Aspekte ergeben sich in Nordrhein-Westfalen kaum Unterschiede zum deutschen Durchschnitt. Unabhängig vom Thema haben 46 Prozent der Studierenden mit Beratungsbedarf ein Beratungsangebot innerhalb und/ oder außerhalb ihrer Hochschule in Anspruch genommen.